July 14, 2004

A festa acabou ... E agora José? – Das Fórum ist vorbei ... Und was nun?


A festa acabou ... E agora José? – Das Fórum ist vorbei ... Und was nun?

Es waren zweieinhalb Monate schwerster Arbeit. Alle, die an diesem Weltkulturforum mitgewirkt haben, sind an Ihre persönlichen Grenzen kommen und nicht Wenige haben sie in dieser Zeit mehrmals überschritten. Was viel zu verspätet begann, wurde zunehmend turbulenter, chaotischer und nervenaufreibender. Umso verwunderlicher, dass dieses Fórum letztendlich wirklich stattfand und dass man nicht das „mundial“ aus dem Titel streichen musste.

Seht euch ruhig mal die Zusammenfassung, Fotos und Berichte in Englisch, Portugiesisch, Spanisch und Französisch auf http://www.forumculturalmundial.org an!!!

Sicher hätte es noch viel internationaler einhergehen können, aber letztendlich waren fast alle Kontinente vertreten. Natürlich war die Beteiligung der Lateinamerikaner sehr stark, aber gerade auch Afrika und Europa waren gut vertreten. Asien tauchte trotz kurzer Vorbereitungszeit letztendlich doch noch auf. Vor allem geschah dies durch eine mitveranstaltende Organisation aus Europa, der World Culture Forum Alliance. Aber auch die so genannten „Associated Activities“ sorgten letztendlich für internationales Flair im Convention Center. Associated Activities, das waren Diskussionen, Debatten, die von bestimmten Organisationen selbst organisiert wurden und vom Team des Fórums „lediglich“ strukturell in das Programm eingebunden werden mussten. Das Sammeln, Ordnen und Weiterleiten der Informationen über mehr als 60 dieser Aktivitäten, oblag mir und zwei weiteren freiwilligen Helfern. Unser Team, das zu Beginn meiner Mitarbeit nur 10 Mitarbeiter zählte, vervierfachte sich bis zum Beginn der Global Convention auf ca. 40 verrückte Leute, die in den letzten beiden Wochen oft von früh morgens bis weit nach Mitternacht schufteten. Das Fórum selbst wurde am 26. Juni durch ein Konzert von Manu Chão, Gilberto Gil und anderen eingeläutet zu dem immerhin 60.000 Leute pilgerten. Die offizielle Eröffnung fand dann am 29. Juni im Teatro Municipal von São Paulo statt. Dies ist ein wunderschöner kolonialer Prunkbau, der an diesem Abend mit politischen Reden des Präsidenten der Republik Brasiliens – Luiz Inácio "Lula" da Silva und des brasilianischen Kulturministers Gilberto Gil rechnen durfte. Zum Glück gab es außer großen und wichtigen Worten noch einige künstlerische Darbietungen zu bewundern – unter anderem ein Tanzstück von jungen Amateuren dargeboten, die traditionell indische Musik und Tanz auf brasilianischen Samba treffen ließen. Die Convention zum Thema Kultur, vollgestopft mit Debatten und Konferenzen (siehe Eintrag "Preparing Fórum Cultural Mundial in São Paulo" vom 13. Juni) verlief dann für mich wie im Rausch. Ich konnte leider nur ein bis zwei thematische Veranstaltungen in Ruhe mitverfolgen, da es für mich unmöglich war aus dem organisatorischen Kreis auszubrechen. Das hätte im Übrigen auch absolute Ignoranz im Angesicht der chaotischen Situation bedeutet. Dazu hatte ich einfach zu viele Informationen angesammelt, die dann im richtigen Moment an die richtigen Leute weitergeleitet werden mussten. Dennoch und das war mir schon zu Beginn des Projektes sehr wichtig, gelang es mir in kürzester zeit unglaublich gute und spannende Kontakte zu Personen aus den internationalen kulturellen Netzwerken zu knüpfen. Natürlich weiß ich im Moment noch nicht, ob sie mir direkt von Nutzen sein können, aber sicher werde ich (hoffentlich) in Zukunft hin- und wieder mit einigen dieser KulturakteurInnen in Kontakt kommen. Wie und vor allem unter welchen Bedingungen das möglich sein kann, muss ich mir jetzt erst einmal gründlich überlegen. Meine persönliche Situation ist nach einer (absolut bedauernswerten und für mich unverständlichen!!!) Absage des DAAD in Bezug auf ein Vertiefungsstudium in Brasilien nun wieder einmal sehr offen. Daher werde ich die nächsten Tage damit verbringen, Distanz zum Fórum zu gewinnen, dringendst die leeren Batterien aufzutanken und die nächsten Schritte zu überlegen. „A festa acabou – e agora José?“
Diese Zeile eines hierzulande sehr bekannten Gedichts des berühmten brasilianischen Schriftstellers Carlos Drummond de Andrade war also nicht nur Leitmotiv des Fórum Cultural Mundial. Diese Worte (zu Deutsch: Das Fest ist vorbei – und was nun, José?) sind jetzt anscheinend auch mein Motto für die nächste Zeit. Ich bin sehr gespannt, wie meine persönliche Antwort darauf aussehen wird, denn Optionen gibt es einige. Die Frage ist nur, welche auswählen und diese wie umsetzen...

Nun gut - in jedem Fall hatte ich eine sehr spannende, lehrreiche und intensive Zeit in São Paulo. Letzten Montag habe ich die Stadt allerdings dann doch sehr schnell verlassen, nach dem ich mein Material geordnet an die Direktion der Organisation des Fórums übergeben hatte. Nach ein paar Tagen in Rio, befinde ich mich nun im Nordosten des Landes (Ceará) und zwar auf direktem Erholungs- und Besinnungskurs. Ich war noch nie hier und finde bis jetzt die Mischung aus Zeugnissen der brasilianischen Geschichte und postmoderner Erholungskultur sehr eindrücklich, wenn auch gewöhnungsbedürftig. Doch darüber dann beim nächsten mal mehr. Bis dahin wünsche ich allen, die diese Zeilen lesen eine gute Zeit! Wer in Deutschland ist habe (endlich???) einen schönen Sommer!!!

Wahrscheinlich werde ich ab Anfang/Mitte August wieder im Lande sein und hoffe dann, einige von Euch auch persönlich wieder zu sehen. Seid lieb gegrüßt und vor allem: Genießt die Tage!!!

axel at July 14, 2004 09:14 PM

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